Er sollte Maler werden und wurde zum Performer. Oskar Dawicki, denn von ihm ist die Rede, hat zwar im Atelier des Professors Lech Wolski an der Fakultät der Schönen Künste der Kopernikus-Universität in Toruń sein Diplom verteidigt. Aber glücklicherweise für die polnische Kunstszene zog ihn bereits während des Studiums die Performance an und sie hat ihn schließlich voll und ganz vereinnahmt. Er faszinierte sich für das Werk von Zbigniew Warpechowski, den er bis heute für seinen Meister hält. In den 90ern hat Dawicki die Gruppe Tu Performance mitgestaltet. 2001 gründete er, zusammen mit Igor Krenz, Wojciech Niedzielko und Łukasz Skąpski, die Gruppe Azorro (genannt „die polnischen Monty Python“!). Er erweiterte die Performance um Fotos, Objekte, Installationen. Und all das im postkonzeptuellen Klima und in Schwaden des Absurden oder zumindest der Ironie und der Groteske.
Seit acht Jahren behandelt er, immer in derselben blauen Brokatjacke, existentielle Themen – die Identität, die Funktion des Künstlers. In der Ausstellung „Performer“ in der Posener Galerie Art Stations haben wir Dawicki im Großen und Ganzen, kondensiert und gemixt – es vermischen sich seine verschiedenen Rollen und Verkörperungen, diverse Disziplinen (bildende Künste, Film, Literatur), Wahrheit und Fiktion, Wirklichkeit und reine Kunst.
Dawicki ist sowohl ein Künstler als auch die Hauptfigur des biographischen Romans „Halb leer“ (gerade ist die aktualisierte Version der Auflage von 2010 erschienen ) und der Titelheld des Filmes „Performer“ (Vorpremiere jetzt in Art Stations und Premiere wahrscheinlich auf dem diesjährigen Filmfestival in Gdynia). In Art Stations wird Dawicki von Arbeiten von u.a. Zbigniew Libera, Wilhelm Sasnal, Aneta Grzeszykowska und Zbigniew Rogalski begleitet. Auf seinen Wunsch haben die befreundeten Künstlerkollegen für ihn Projekte und Modelle von ihren Grabsteinen gemacht.
„Dawicki nimmt die Position eines Ironisten und Illusionisten ein“, schreibt Łukasz Gorczyca, der Kurator des Ausstellung. „Er zieht seine etwas zu kleine und verblichene Brokatjacke an, um für eine Weile das Publikum mit seinem tückischen Sinn für Humor und bitterer Skepsis zu verzaubern; er bringt uns der endgültigen Erfahrung näher und zeigt zugleich unzählige Fluchtwege“. Ja, eben, nur das mit der Brokatjacke… ich fand sie immer eher zu groß…
Performer. Ausstellung, Film, Kunst, Leben. Galeria Art Stations, Poznań, 18.01 – 05.05.2013